Auslandsaufenthalte
Eine längere Zeit im Ausland zu verbringen, dabei Sprache, Kultur und viele neue Menschen kennen zu lernen, davon träumen viele Jugendliche. Die Schule kann dabei behilflich sein, diesen Traum auch schon während der Schulzeit zu verwirklichen.
Zahlreiche Organisationen bieten Programme an, die verschieden lange Aufenthalte in allen möglichen Ländern der Erde anbieten, ein in der Tat schier grenzenloses Angebot. Die Möglichkeiten reichen vom zweiwöchigen Sprachkurs in den Ferien bis hin zu einjährigen Aufenthalten, etwa in den USA. In Europa bieten sich zunächst die Länder der großen Unterrichtssprachen wie Großbritannien oder Frankreich an, man kann sich aber auch an eine ganz neue Sprache und Kultur heranwagen. Besonders attraktiv erscheinen vielen die mehrmonatigen Besuche in Übersee, etwa Neuseeland, Australien oder die USA, aber auch das französischsprachige Kanada. Meist bietet sich ein Austauschprogramm an, in dessen Rahmen der ausländische Partner dann auch einige Zeit in Deutschland und an unserer Schule verbringt.
Die Schule kann und will daher auch keinerlei Empfehlungen für eine bestimmte Organisation geben. Eine erste Anlaufstelle ist jedoch bestimmt der Bayerische Jugendring (www.bjr.de). Auch auf den Seiten des Elternbeirats finden Sie einige Hinweise. Nicht jedes Programm ist für jeden gleichermaßen geeignet und man sollte sich sorgfältig überlegen, was man will. Will und kann man auch einen Austauschpartner für mehrere Monate bei sich zu Hause aufnehmen? Kann man es sich schulisch leisten, mehrere Monate oder gar ein ganzes Jahr zu fehlen? Oder will man lieber ein Jahr pausieren und das Abitur mit dem nächsten Jahrgang ablegen? Hält man es aus, seine Familie und Freunde für einen längeren Zeitraum nicht zu sehen und ist man bereit sich in eine Gastfamilie zu integrieren? Sind die Eltern bereit, ihr Kind so lange in die weite Welt ziehen zu lassen? Dies sind nur einige Fragen, die jeder einzelne für sich selbst beantworten muss.
Gerne stehen wir für weitere Fragen und Beratungen zur Verfügung. Was im Einzelfall zu unternehmen ist, findet man unter nebenstehendem Link „Zu erledigen“.
Was muss ich unternehmen, wenn ich ins Ausland gehen will?
- Interessierte Schülerinnen und Schüler erkundigen sich bei Susanne Falkenstein über die Möglichkeiten eines Auslandsaufenthaltes. Bitte einen Gesprächstermin mit Susanne Falkenstein vereinbaren.
- Für Lernende, die während der 10. Klasse im Ausland sein werden: Persönliche Beratungsgespräche mit Barbara Huber und/oder Markus Mitschke über die Oberstufenangelegenheiten und den Fachlehrkräften der Kernfächer vereinbaren.
- Lernende bewerben sich um Teilnahme am Programm bei BJR oder anderen seriösen Organisationen.
- Dafür benötigte Gutachten sind rechtzeitig und selbstständig über die jeweiligen Klassen- oder Fachlehrer einzuholen.
- Genehmigungen der Schule erhält man von Susanne Falkenstein.
- Nach Annahme bei der Organisation/Bestätigung der Organisation muss umgehendAntrag auf Beurlaubung/Vorrücken auf Probe bei Frau Falkenstein gestellt werden.
- Genaue Daten der Abwesenheit sowie Adresse der Gasteltern im Sekretariat und bei Susanne Falkenstein rechtzeitig hinterlegen.
- Besuch des Austauschschülers in Erding mit genauen Daten rechtzeitig anmelden (Formular).
- Nach dessen Ankunft: Vorstellung des Gastschülers bei Susanne Falkenstein.
- Wegen der Erstellung eines individuellen Stundenplans für den Gastschüler rechtzeitig zu Susanne Falkenstein gehen
Versäumter Unterricht - Vorrücken
- Die Probezeit umfasst den Ausbildungsabschnitt 11.1 und gilt als bestanden, wenn die/der Schüler*in in den Fächern D, M und FS 1 maximal einmal die Hürde gerissen (weniger als 5 Punkte in der HJ-Note erzielt) hat. In allen übrigen verpflichtend belegten Fächern muss wenigstens der eine „Belegpunkt“ erreicht worden sein. Wird die Probezeit nicht bestanden, muss der Schüler in die 10. Jahrgangsstufe zurücktreten. Eine Verlängerung der Probezeit ist nicht möglich (vgl. GSO § 30, 5).
- Das Vorrücken auf Probe in die Qualifizierungsphase 11/12 (vgl. GSO §66) wird mit der Beurlaubung beantragt. Eine Bestätigung der ausländischen Schule über den Unterrichtsbesuch (und die erzielten Leistungen) ist bei der Rückkehr vorzulegen.
- Nach der 9. Klasse haben die Schüler*innen mit wenigstens einer Vier in Latein im Jahreszeugnis das sog. „kleine Latinum“ (= gesicherte Lateinkenntnisse), das für die meisten Studiengänge ausreicht. Das Latinum an sich hat man erst mit mindestens einer Vier in Latein im Jahreszeugnis der 10. Klasse. Wer dies – wegen Auslandsaufenthalt oder wegen des Umstiegs auf eine spät beginnende Fremdsprache – nicht leisten kann, wendet sich bitte wegen der Latinumsprüfung an Frau Friepes. Die Latinumsprüfung sollte man vor der Abreise ins Ausland ablegen! Die schriftliche Note ergibt sich aus einer Klausur, als mündliche kann auf Antrag die mündliche Jahresnote aus der Klasse 9 übernommen werden.
- Ein Überblick über die wichtigsten Lerninhalte der 10. Klasse findet sich ebenfalls auf dieser Homepage oder kann im Sekretariat/bei Gerhard Häußler abgeholt werden. Es empfiehlt sich auch, die Homepage des ISB (leicht zu googeln) zu konsultieren, um den Stoff der wichtigsten Fächer im Gymnasiallehrplan nachzusehen und die entsprechenden Bücher mitzunehmen (und zu studieren!) und/oder im Ausland zu versuchen, geeignete Kurse zu belegen.
Inhalte der 10. Jahrgangsstufe
Fach | Inhalte |
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K | Wertkonflikte (z. B. Menschenwürde vs. Wissenschaft) * Tod & Jenseits * Christus-bilder * Zur inneren Mitte finden * Hinduismus und Buddhismus |
Ev | Zugänge zur Bibel * Religionen und Mission * Buddhismus * Tod und Leben * praktische Ethik |
Eth | Philosophische Deutung des Menschen * Vergleichende Betrachtung der Weltreli-gionen * Ethik in der Wirtschaft * Medizinethik |
D | Rhetorik * Texterschließung * Schreibtechniken * Erörtern (auch textbezogen) * Sprachbetrachtung * Aufklärung, Sturm und Drang, Literatur der Gegenwart * Medienkritik |
L2 | Rede und Brief (Cicero / Plinius) * Mythos (Ovid, Metam.) * Denken (Philosophische Texte: Cicero, Plinius, Seneca, Lactanz, Erasmus…..) |
E1 | Verbesserung der Sprachsicherheit * Texterschließung * Verfassen argumentativer Texte * UK / USA: Bildungssysteme, kulturelle Integration |
F2/3 | Verbesserung der Sprachsicherheit * Auseinandersetzung mit Sach- und lit. Texten * Texte erschließen, erläutern, kommentieren * F im 19. Jhdt, das dt.-frz. Verhältnis * frz. Kolonien (Afrika…) |
M | Kreis, Kugel, Trigonometrie * Exponentielles Wachstum und Logarithmus * zusammengesetzte Zufallsexperimente / bedingte Wahrscheinlichkeit * ganzrationale Funktionen |
Inf | Objekte / Abläufe: Zustände, Beziehungen * Generalisierung und Speziealisierung von Methoden |
Ph | Physikalische und astronomische Weltbilder * Newtonsche Mechanik * Wellenlehre und Einblick in die Quantenphysik |
C (NTG) | Kohlenwasserstoffe (Alkane, Alkene, Alkine, Nomenklatur.. ) * sauerstoffhaltige organische Verbindungen (Alkohole, Aldehyde, Ketone, Carbonsäuren) * Biomoleküle: Fette, Kohlenhydrate, Proteine |
C (SG) | Melokülstruktur, Stoffeigenschaften, Orbitalmodell, Protonenübergänge (Säuren und Basen), Elektronenübergänge |
B | Stoffwechsel des Menschen * Bau, Funktionsweise und Schädigung innerer Organe * Grundlegende Wechselwirkungen zwischen Lebewesen * angewandte Biologie |
G | Die Welt und Deutschland bis 1989 (ab 1960er Jahre) * Auflösung des Ostblocks und deutsche Einheit * Europa und die Welt nach dem Ost - West- Konflikt |
Geo | Indien und China im Vergleich * der pazifische Raum (SE-Asien, Australien) * die USA * Russland im Umbruch * globale Herausforderungen der Menschheit (Syndrome der Unterentwicklung) |
Sk | Grundlagen unserer Verfassungsordnung * Mitwirkungsmöglichkeiten in der demokratischen Gesellschaft * Grundzüge der politischen Ordnung in Deutschland |
WR | Marktmodell, Kreislaufmodell, Strukturwandel, Soziale Marktwirtschaft, Steuern und Sozialversicherung, Straf- und Umweltrecht (öffentliches Recht), EU, Außenhandel, Wechselkurse, Globalisierung |
Formular Beurlaubungsantrag
Vermittlungspartner
Für einen mehrmonatigen Austausch mit Gegenbesuch sollte der Bayerische Jugendring erste Anlaufstelle sein. Alle nötigen ersten Informationen hier:
http://www.bjr.de/themen/internationales/individueller-schueleraustausch.html
Mit einigen kommerziellen Anbietern haben Schülerinnen und Schüler unserer Schule bisher gute Erfahrungen gemacht. Dies darf jedoch nur als Hinweis, nicht als Empfehlung gesehen werden, denn jeder Aufenthalt ist individuelle und kann sich daher ganz anders entwickeln als ein vorheriger. Es ist selbstverständlich, dass die Wahl einer Vermittlungsagentur äußerst sorgfältig vorgenommen werden muss. Auch auf diesem Markt könnten sich schwarze Schafe tummeln.
Diese Auswahl ist weder vollständig noch repräsentativ. Die Kontaktdaten sind über das Internet einfach heraus zu bekommen.
Stepin. Schulbesuche International, Bonn
Ayusa-Intrax GmbH, Berlin
Terra lingua. Terre des langues. Regensburg
iSt, Ludwigshafen
MAP, Munich Academic Program, München
Ec.se (educational consulting student exchange GmbH, Bonn)
AFS Interkulturelle Begegnungen e. V., Stuttgart
SSB Nottebohm, Heidelberg
Schwaben International, Stuttgart
YFU, Hamburg
Spezial Frankreich
Neben den Austauschmöglichkeiten, die verschiedene Anbieter, unter anderem der Bayerische Jugendring, im Programm haben, kann man an speziellen, sehr interessanten deutsch-französischen Projekten teilnehmen. Nähere Informationen:
www.programme-voltaire.xialys.fr (6 Monate, 9. bis 10. Klasse)
www.dfjw.org/brigitte-sauzay-programm (2 bis 3 Monate, 8. bis 10. Klasse)
Programm "Botschafter Bayerns"
Eine sehr interessante Möglichkeit, fremde Länder als Schüler kennen zu lernen, bietet das Programm „Botschafter Bayerns“.
Die Stipendiaten leben bei einer Gastfamilie und gehen im Gastland zur Schule. Für musikalisch begabte Schüler wird im Rahmen dieses Stipendienprogramms auch ein Musikprogramm in Ungarn angeboten und in gleicher Weise gefördert.
Mit der Teilnahme an diesem Programm erlernen Schülerinnen und Schüler nicht nur die Sprache des Gastlandes, sondern erwerben auch interkulturelle und soziale Kompetenzen, die in einer zunehmend vernetzten Welt eine wesentliche Rolle spielen und die beruflichen Möglichkeiten deutlich verbessern können.
Das sind die möglichen Gastländer:
Brasilien | Bulgarien | China | Indien | Polen |
Rumänien | Russland | Serbien | Slowakei | Südafrika |
Tschechien | Türkei | Ungarn |
Alles Nähere findet man auf folgender Website: http://www.km.bayern.de/botschafter
Erfahrungsberichte
Ein Auslandsjahr in den USA
Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, als ich mich für mein Auslandsjahr in den USA beworben habe. Die Zeit bis zu meinem Abflug verging wie im Flug und meine Aufregung stieg mit jedem Tag an. Tausende Fragen gingen mir durch den Kopf: Was würde mich erwarten? Wie wird die Schule sein? Wie könnten sich die Leute mir gegenüber verhalten? Ich (und vermutlich auch jeder andere Austauschschüler) kann mit Sicherheit sagen, dass es auf jeden Fall eine sehr lehrreiche Zeit ist, denn egal welche Erwartungen man hatte, es kommt doch irgendwie anders als gedacht.
Nach meiner Ankunft war natürlich alles erst einmal extrem spannend und aufregend für mich. Vor allem das Schulsystem unterscheidet sich stark von dem Schulsystem in Deutschland. Meine High School beginnt jeden Tag um 7.50 Uhr und endet um 15.00 Uhr. Allerdings habe ich pro Tag nur vier Schulfächer, die jeweils 90 Minuten dauern. Das Schuljahr selbst ist in 4 Viertel aufgeteilt und innerhalb dieser einzelnen Abschnitte wird man jeden Tag nach demselben Stundenplan unterrichtet. Am Ende eines Viertels schreibt man in jedem Fach seine “Final Exams”, eine Art End- oder Abschlussprüfung. Wenn man sich einem der Sport Teams anschließt, hat man nach der Schule noch Training oder man ist in einem anderen Club, der an der Schule angeboten wird, dabei. Meine Lehrer sind alle sehr freundlich und hilfsbereit und haben auch für persönliche Probleme oder Sorgen immer ein offenes Ohr.
Aber nicht nur mit meiner Schule, sondern auch mit meiner Gastfamilie hatte ich viel Glück. Zusammen mit einer französischen Austauschschülerin, mit der ich mich sehr gut verstehe, lebe ich in einer amerikanischen Familie. Auch meine Gasteltern und meine zwei Gastgeschwister sind sehr nett und versuchen, so viel es geht mit uns zu unternehmen (was wegen Covid-19 natürlich oft etwas schwierig ist). Auch den Wahlkampf live mitzuerleben war wirklich sehr spannend. Ich fand es unheimlich interessant die amerikanische Politik aus deren Sicht zu erleben und habe festgestellt, dass manches doch nicht ganz so ist, wie darüber z. B. in Europa berichtet wird. Bis jetzt konnte ich schon viele schöne Erfahrungen machen, tolle Erinnerungen sammeln und habe trotz Corona viele nette Menschen kennengelernt. Und dennoch gab es auch Momente, in denen ich mir gewünscht hätte, daheim in Deutschland zu sein. Es ist oft nicht sehr leicht sich in einem fremden Land mit fremden Menschen und einer fremden Kultur zurecht zu finden. Aber aus jeder Erfahrung, guter wie auch schlechter, kann man etwas lernen und dafür bin ich schon heute sehr dankbar. Momentan ist mein Aufenthalt noch nicht zu Ende und ich muss sagen, dass ich schon sehr gespannt bin, was die nächsten Wochen noch mit sich bringen. Letztendlich kann ich jedem, der sich überlegt einen Auslandsaufenthalt zu machen, nur raten: Mach es! Diese Chance gibt es wahrscheinlich nur einmal im Leben und die Erfahrungen und Erlebnisse werden für immer bleiben.
Laura Dierl
Meine ersten Monate in Schottland
Als ich mich letzten Sommer entschieden habe, ein Auslandsjahr in dem Städtchen Strathallan in Schottland zu verbringen, wusste ich genau, wie schön der weitläufige Park um die Schulanlage mit seinen fünf Boarding Häusern ist. Ich wusste auch, dass ich es im Vergleich zu meiner täglichen Routine in Deutschland sehr genießen würde, keine Busfahrten auf mich nehmen zu müssen, um in die Schule zu gehen.
Aber was mir damals noch nicht klar war, war, wie sehr ich die Mahlzeiten aus der Heimat vermissen würde und wie begeistert ich schon bald von einer ganz bestimmten neuen Sportart sein würde. Und dann gibt es da auch noch die spannende Geschichte mit der Schuluniform und auch das für Schottland doch so typische Wetter.
Da sich seit Ende September der Himmel hier in Strathallan meist eher in Grautönen zeigt, vermisste ich schon bald den meist strahlenden weiß-blauen bayerischen Himmel. Schottland ist aber nicht nur Grau wie sein Himmel: Schottland ist auch erfrischend Grün wie die vielen Bäume und das Heidekraut und Rot wie die Ziegelsteine, aus denen die meisten Häuser gebaut sind.
Wenn ich in der Früh um 7:20 Uhr aufstehe, dann ist es noch dunkel in meinem Zimmer im zweiten Stock des Ruthven Hauses (Ruthven ist ein altes schottisches Familiengeschlecht). Nach dem Frühstück im Internat ziehe ich meine Schuluniform an. Für Jungs heißt das: graue dicke Falthosen, schwarze Lederschuhe, weißes Hemd, dunkel blaues Sakko mit College-Wappen und gestreifte Krawatte. Nach jeder Unterrichtstunde schwärmen alle Schüler im Einheitslook in die Wege um die Häuser und begeben sich in den Raum, wo die nächste Unterrichtstunde staatfindet. Eine eigene Klasse, wie ich es aus Deutschland gewohnt bin, gibt es hier nicht. Der Stundenplan, den ich mir selbst zusammenstellen konnte, bestimmt mit welchen Schülern ich zusammenkomme.
Jeder Mittwoch ist bei uns ein besonderer Tag: Da trägt man einen Schottenrock, auch Kilt genannt! Den Stoff für meinen Kilt habe ich im November ausgesucht. Schon bald werde ich meinen ganz persönlichen Schottenrock bekommen. Dieser wurde, laut Aussage eines schottischen Freundes, früher in Kriegszeiten ohne Unterhose getragen.
Am Nachmittag finden jeweils noch zwei Unterrichtsstunden und verschiedene Trainingseinheiten statt. Zum Abendessen kommen alle noch einmal zusammen. Auch wenn das Essen nicht immer meinem Geschmack entspricht, so freue ich mich doch jeden Tag aufs Neue auf die lustigen und interessanten Gespräche mit meinen neuen Freunden.
Was mich aber auf jeden Fall bis jetzt in Schottland am meisten begeistert hat, ist die Sportart Rugby. Das bedeutet für mich Adrenalin pur. Man kann den Ball nur rückwärts passen und man muss so schnell laufen, wie es nur geht. Die gegnerische Mannschafft stellt sich in den Weg und versucht zu verhindern, dass man über die „Tryline” den Ball auf den Boden legt. Wenn man angreift sind vor allem Umsicht und Schnelligkeit notwendig. Wenn man verteidigt, muss man entschlossen agieren, da beim Tackeln ein Zögern umgehend bestraft wird. Man blockt die Beine des Gegners ab und bringt ihn so zu Fall. Die Zusammenstöße sind teilweise ziemlich hart und schmerzhaft. Ein Spieler in meinem Team hatte Pech und er hat sich bei einem Sturz das Schlüsselbein gebrochen.
Auf unsere Schule gehen etliche schottische Nationalspieler. Die sind groß wie Schränke. Einer von ihnen ist 1,90 groß und so breit wie zwei normale Menschen und dabei ist er erst 16 Jahre alt! Wenn Corona es zulässt, werde ich in den nächsten Monaten mit seiner Mannschaft trainieren dürfen.
Traurig, aber wahr: Dieser Bericht erreicht euch aus dem nicht europäischen Ausland.
Jacob Falcioni
Auslandsjahr im Homeschooling
Meine Koffer zu packen und die Welt zu sehen hat mir schon immer großen Spaß gemacht. Jedoch war ich lange nicht sicher, ob ich mich ein ganzes Jahr von meiner Heimat trennen kann. Deswegen habe ich beim Frankreich- und Amerika-Austauschprogramm unserer Schule mitgemacht. Dank dieser schönen Erlebnisse habe ich den Mut bekommen, mich für ein Auslandsjahr bei meinem Opa in Finnland zu bewerben. Obwohl vieles anders gekommen ist als geplant, bin ich doch froh diese große Entscheidung getroffen und umgesetzt zu haben. Wegen Corona hat sich mein Austauschjahr von zehn auf sechs Monate verkürzt und hat mit einer zwei-wöchigen Quarantäne begonnen.
Finnische Schüler ersparen sich glücklicherweise eine schwere Schultasche, da ihr Lehrmaterial größtenteils digital zur Verfügung steht. Somit lerne ich auch eine digitale Schulwelt kennen. Ich habe momentan die Fächer Finnisch, Englisch, Biologie, Gesundheitswesen und Kunst jeweils drei Doppelstunden pro Woche. Der Unterricht findet zurzeit über Google Meet statt und auch bei uns hängt es ab und zu mal. Die Video-Calls laufen ähnlich ab wie am Korbinian-Aigner-Gymnasium. Schnelles Internet ist seit 2009 in Finnland wortwörtlich ein Grundrecht, was den Online-Unterricht deutlich entspannter macht.
Im Finnisch-Unterricht haben wir tatsächlich noch ein gebundenes Schulbuch. Die Aufgaben dazu beantworten wir jedoch auf einer Plattform, auf das unsere Finnisch-Lehrerin Zugriff hat. Dadurch bekommen wir schnell ein persönliches Feedback.
Im Kunstunterricht haben wir diese Woche eine Landschaft mit zwei verschiedenen Techniken gemalt. Unsere Ergebnisse haben wir dann über Google Classroom an den Lehrer geschickt. Im einem Video-Call haben wir unsere Bilder mit den anderen geteilt. Im Englisch-Unterricht benutzen wir ein digitales Buch. Neben Gruppenarbeiten lesen wir selbständig Texte im Buch und bearbeiten dazu passende Aufgaben. Diese werden von der Website korrigiert und unsere Ergebnisse werden an den Lehrer geschickt. In dem Fach Gesundheitswesen funktionieren unsere Schulbücher ähnlich. Zu den Aufgaben und Texten werden aktuelle Zeitungs-Artikel, YouTube-Videos und pdf-Dokumente zur Verfügung gestellt. Derzeit sprechen wir über verschiedene Krankheiten und deren Ursachen.
Im Biologie-Unterricht diente die Küche von meinem Opa als Labor. Zuerst habe ich Käse aus Milch und Essig hergestellt. Den guten Tiroler Bergkäse habe ich dabei sehr vermisst, weil der Geruch und Geschmack meines Käses nicht mit diesem mithalten konnten.
In den Weihnachtsferien war ich mit meiner Familie in Lappland. Dort hatten wir eine unglaublich schöne Zeit. Wir waren viel langlaufen und die verschneiten Bäume neben der Strecke sahen wunderschön aus. Einige Rentiere konnten wir hautnah erleben. Wir haben mit einem Samen am Lagerfeuerplatz Würstchen gebraten und Tee getrunken. Er hat uns über das Leben der europäischen Ureinwohner in der heutigen Zeit erzählt. An einem anderen Tag sind wir zu einem kleinen Berg in der Nähe von unserer Ferienwohnung gelaufen. Dort konnte man wunderschöne Fotos vom Schnee und der Landschaft machen. In der Woche habe ich mich auch getraut, zwei Mal Eisbaden zu gehen und nach der Sauna einen Schneeengel zu machen. Wegen des bewölkten Wetters werden Polarlichter als großer Traum auf meiner Bucket-Liste für die Zukunft bleiben.
Anfang Januar hat es dann in Helsinki viel geschneit. Die pulverweiße Hauptstadt war traumhaft schön. Obwohl der Schnee geräumt wird, bleiben die Straßen tagelange verschneit. Das liegt daran, dass er bei -10 bis -20 Grad nicht schmilzt. Mitte Januar hat das Meer zu gefrieren begonnen. Aber weil es wieder wärmer wurde, war es bisher noch nicht möglich, es zu betreten. Mein Opa hat mir erzählt, dass man früher schon im Herbst mit dem Auto oder einem Traktor über das Eis fahren konnte. Wegen des Klimawandels ist das heutzutage nicht mehr so häufig möglich.
Ich wünsche mir sehr, dass es dieses Jahr noch lang genug -20 Grad haben wird. Auf dem Eis spazieren zu gehen würde nämlich einen großen Traum von mir erfüllen...
Laura Herzog